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Beschlussvorschlag: Dem Bericht der Verwaltung über die Fortsetzung der "Schnellbuslinie S5" und der Ausweitung der "Nachtbuslinie" auf die Nacht von Freitag auf Samstag wird zugestimmt. Die im letzten Jahr neu eingerichteten ÖPNV-Angebote werden weitergeführt. Begründung:
Ausgangssituation:
Die Stadt Göttingen wird in 2011 mit der Bearbeitung der verkehrlichen Rahmenplanungen “Nahverkehrsplan 2012 bis 2016“ und “Verkehrsentwicklungsplan 2020/2025“ beginnen.
Beide Planwerke sollen die strategischen Ziele und Handlungsschwerpunkte der städtischen Verkehrsplanung für die nächsten Jahre festlegen. Bereits heute herrscht bei allen Akteuren ein gemeinsamer Konsens darüber, dass mit den in den beiden Rahmenplanungen festzulegenden Maßnahmenkonzepten eine weitere positive Veränderung der Verkehrsmittelwahl zugunsten des Umweltverbundes erreicht werden soll.
Diese Maßgabe äußert sich auch • durch die vom Rat beschlossenen Produktziele für den Verkehrsbereich, die bis 2020 neben einer Steigerung des Radverkehrsanteils am Gesamt-Modal-Split von derzeit 27% auf 30% auch eine Erhöhung des ÖPNV-Anteils von 13% auf 18% für den gleichen Zeitraum vorsehen sowie • die im Integrierten Klimaschutzkonzept aufgeführte Verpflichtung der Stadt Göttingen, entsprechend der Zielvorgabe der Bundesregierung eine CO2-Minderung um 40 Prozent bis 2020 für das Stadtgebiet zu erreichen (Basisjahr: 1990).
Für diese Zielerreichung ist es erforderlich, die Anzahl an Kfz-Fahrten im Stadtgebiet weiter zu reduzieren. Dies soll zum einen geschehen durch die Planung und Umsetzung radverkehrsfördernder Maßnahmen sowie zum anderen durch die Schaffung neuer, attraktiver Angebote im ÖPNV.
Schnellbuslinie S5: Als erstes neues Angebot für den ÖPNV hat die Stadt Göttingen als Aufgabenträger für den straßengebunden ÖPNV die Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB) mit der Einrichtung einer attraktiven Direktverbindung vom Bahnhof zum Uni-Nord-Bereich/MPI beauftragt. Anlass für die Einrichtung der Schnellbuslinie S5 war: • die Tatsache, dass es bis zum 01.10.2011 noch keine direkte Verbindung zwischen Bahnhof und Uni-Nord-Bereich/gab, • die Feststellung, dass die Linie 5, die unmittelbar den Bereich "Universität-Nord“ erschließt, im Zeitraum 2006 bis 2011 eine Fahrgaststeigerung von rund 30% zu verzeichnen hat (allein von 2009 auf 2010 konnte eine Zunahme von 12% registriert werden) mit der Konsequenz, dass diese Linie in den Spitzenzeiten, insbesondere in den Wintermonaten, überfüllt ist und die bestehende Nachfrage nur schwer abdecken kann. Die Linien 8 und 12, die das Klinikum erschließen und den Uni-Nord Bereich tangieren, haben im gleichen Zeitraum ebenfalls Fahrgassteigerungen erzielt, wenn auch wesentlich geringere. • das Wissen aufgrund von Zuschriften (potentieller) ÖV-Nutzer und Gesprächen mit der Uni/MPI (u.a. im Rahmen des Betrieblichen Mobilitätsmanagements), dass eine Nachfrage von einpendelnden Beschäftigten, Tagungs-/Konferenzteilnehmern sowie Besuchern nach einer Direktverbindung Bahnhof ? Uni-Nord/MPI besteht, • die Gewissheit, dass durch die anstehenden weiteren Verlagerungen von Uni-Instituten in den Nordbereich sowie die Erweiterung des MPI die Mobilitätsnachfrage weiter steigen wird (mit der Konsequenz, dass ein 15-Minuten-Takt in Richtung Faßberg dauerhaft erforderlich sein wird) und sich somit eine verbesserte Anbindung des Uni-Nord-Bereichs/MPI mittelfristig als Erfolgsmodell herauskristallisieren kann. Die GöVB wurde von der Verwaltung mit der Einrichtung des Schnellbuslinienverkehrs vom Bahnhof zum Faßberg mit den Haltepunkten Bahnhof, Auditorium, Campus, Hermann-Rein-Straße, Tammanstraße, Kellnerweg, Burckhardtweg bis Faßberg und zurück (vgl. Abbildung 1 im Anhang) zunächst begrenzt auf das Wintersemester 2010/2011 (01.10.2010 bis 01.04.2011) beauftragt, um während der Probephase das Fahrgastaufkommen und Entwicklungspotential zu evaluieren und darauf aufbauend u.U. das Angebot für die Zukunft zu verändern (z.B. durch Integration weiterer Haltestellen oder Veränderung der Ankunfts-/Abfahrtszeiten). Die Auslastungszahlen, die im Rahmen der Evaluation durch Fahrgastzählungen im Oktober 2010, November 2010 und Januar 2011 ermittelt wurden, zeigen in den ersten Betriebsmonaten eine geringe Steigerung der Fahrgastzahlen (vgl. Abbildung 2 im Anhang).
Zum heutigen Zeitpunkt ist die Gesamtsumme von täglich ca. 600 Fahrgästen im Vergleich zu den Auslastungszahlen der anderen durch die GöVB betriebenen Linien als relativ gering zu bezeichnen. Dieses Ergebnis ist aus verkehrsplanerischer Sicht aufgrund der kurzen Betriebszeit jedoch keine Überraschung, da Erfahrungen mit der Einführung neuer Angebote im ÖPNV zeigen, dass i.d.R. eine Anlaufzeit von knapp drei Jahren erforderlich ist, um einen ausreichenden Bekanntheitsgrad und als Konsequenz daraus eine Etablierung einer neuen Buslinie zu erreichen. Folglich wäre die Einstellung des Probebetriebes aufgrund des zu kurzen Erprobungszeitraums aus Sicht der Verwaltung eine zu voreilige und somit falsche Entscheidung. Bei einer abschließenden Abwägung/Entscheidung, ob die Schnellbuslinie ab dem Wintersemester 2011/2012 ihre (u.U. zukünftig ganzjährige) Fortsetzung finden wird, muss man sich zudem bewusst sein, dass man mit der heutigen Einstellung eine Vielzahl von Fahrgästen verlieren würde, die man durch eine spätere bessere Anbindung des Uni-Nord-Bereichs/MPI (die aufgrund der bereits erläuterten zukünftigen Entwicklung in diesem Bereich mittelfristig notwendig sein wird) nur schwer wiedergewinnen würde. Nachtbuslinie: Das im aktuellen Nahverkehrsplan festgelegte Liniennetz der GöVB besteht aus insgesamt 13 Stadt- und zwei Nachtbuslinien (Linie 28 und 29, siehe Abbildung 3 im Anhang)
Das im Jahr 1996 eingeführte Nachtbuslinienangebot verbindet seit August 2010 zusätzlich zu dem bisherigen – in der Abbildung 3 dargestellten - Serviceangebot (Nacht von Samstag auf Sonntag) auch in der Nacht von Freitag auf Samstag zwischen 01:00 Uhr und 03:30 Uhr die Innenstadt und attraktive Kultur- und Freizeiteinrichtungen mit den Wohngebieten der Stadt. In den Morgenstunden zwischen 06:00 Uhr und 09:30 Uhr an Sonn- und Feiertagen besteht außerdem die Möglichkeit von den Wohngebieten in die City oder zum Bahnhof zu fahren. Die Auswertung der in der Abbildung 4 im Anhang dargestellten Fahrgastnachfrage zeigt, dass die Ausweitung der Nachbuslinie zwar aufgrund der geringen Erlössituation ein durch den Aufgaben-träger eingerichtetes reines Serviceangebot im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge darstellt; die Linien 28 und 29 in den letzten Betriebsmonaten jedoch steigende Fahrgastzahlen zu verzeichnen haben.
Die nachfolgende Abbildung 5 im Anhang zeigt zudem, dass sich die Fahrgastzahlen von Freitag auf Samstag und die Fahrgastzahlen von Samstag auf Sonntag in ihrer Größenordnung inzwischen angenähert haben. Diese Tatsache spricht dafür, dass man das Nachtbusangebot als “Ganzes“ betrachten muss und sich zu gegebener Zeit grundlegend darüber Gedanken zu machen hat, wie man mit dem unbestritten reinem Serviceangebot für die ÖPNV-Kunden zukünftig umgeht. Den richtigen Zeitpunkt sieht die Verwaltung dabei in der anstehenden Fortschreibung des Nahverkehrplans in 2011/2012. Empfehlung: 1. Die Verwaltung empfiehlt, die zwischen Bahnhof und Faßberg verkehrende Schnellbuslinie S5 ab dem Wintersemester 2011/2012 wieder einzurichten. Darüber hinaus wird die Verwaltung kurzfristig prüfen, ob bzw. unter welchen Voraussetzungen ab 2012 ein ganzjähriger Betrieb der Schnellbuslinie finanzierbar ist. Angestrebt wird eine attraktive, ganzjährige „Uni-Linie“ im 15-Minuten-Takt, mit der nachhaltig zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden können. Als Hauptgründe für die Fortführung der Schnellbuslinie S5 sind anzuführen: • Die Evaluation hat gezeigt, dass der grundsätzliche Bedarf nach einer Direktverbindung Bahnhof ? Faßberg erkennbar ist. • Das derzeit noch vergleichsweise niedrige Fahrgastaufkommen lässt sich mit der kurzen Betriebszeit begründen. Ein neues ÖPNV-Angebot benötigt erfahrungsgemäß mindestens drei Jahre, um von einer ausreichenden Anzahl an ÖPNV-Kunden angenommen zu werden • Das im Nahverkehrsplan festgelegte Liniennetz für den Stadtbusverkehr ist zum 01.11.1998 realisiert worden. Die Netzstruktur hat sich (bis auf eine Reduzierung des Angebotes um zwei Linien im Jahr 2001) seitdem nicht grundlegend verändert mit der Konsequenz, dass das derzeitige Angebot nicht mehr der heutigen tatsächlichen Nachfrage entspricht. Im Zuge der Nahverkehrsplanfortschreibung muss eine kostenneutrale, nachfragegerechtere Veränderung des Liniennetzes vorgenommen werden, bei der u.a. die bereits abgeschlossene und zukünftige Entwicklung im Uni-Nord-Bereich zu berücksichtigen ist (Einführung eines 15-Minuten-Taktes). Diese Liniennetzanpassung wird folglich dazu führen, dass in 2013 (spätestens 2014) die Schnellbuslinie nicht mehr als separate ÖPNV-Leistung von der Verwaltung beauftragt werden muss. Bis dahin kann und sollte die Übergangslösung finanziert werden (anzustreben ist wie oben aufgeführt ein ganzjähriger Betrieb), um nicht dauerhaft gerade erst gewonnene Fahrgäste wieder zu verlieren. Die Verwaltung sieht in der Fortführung des Angebotes zudem eine Möglichkeit, in Zukunft mehr Studenten für die ÖPNV-Nutzung bewegen zu können und als Schlussfolgerung daraus für die Einführung des Semestertickets mit neuen Argumenten werben zu können. Anzumerken ist zum jetzigen Zeitpunkt, dass ein ganzjähriger Betrieb u.U. nur unter Zuhilfenahme einer Co-Finanzierung (durch die Universität) möglich ist. Entsprechende Kalkulationen seitens der Verwaltung werden kurzfristig durchgeführt. Gespräche zwischen Verwaltung und Universität laufen derzeit. 2. Die Verwaltung empfiehlt, die Nachtbuserweiterung auf die Nacht von Freitag auf Samstag fortzusetzen. Als Hauptgründe sind anzuführen: • Die Fahrgastzahlen sind in den letzten Betriebsmonaten so weit gestiegen, dass eine Annäherung der Fahrgastzahlen an die Nacht von Samstag auf Sonntag zu verzeichnen ist • Die Nachtbuslinie ist ein reines Serviceangebot und als Ganzes zu betrachten/bewerten. Im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans ist grundsätzlich darüber zu diskutieren, ob die Nachtbuslinie in der bisherigen Form auch zukünftig finanzierbar ist bzw. ob nicht mit Hilfe eines separaten Tarifangebotes der Fortbestand sichergestellt werden kann. • Auch in diesem Fall ist die Fortsetzung der Nachtbuserweiterung als Übergangslösung anzusehen, die mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Regionalisierungsmittel bis 2013 (bzw. 2014) finanziert werden kann. Ein jetziges Einstellen des Angebotes würde zu einem Abwandern von Fahrgästen führen, die nach der Überarbeitung des Liniennetzes nur schwer wiederzugewinnen wären. Finanzielle Auswirkungen:
1. Fortsetzung Schnellbuslinie S5: - Variante 1: Begrenzung auf das Wintersemester (01.10.2011 bis 01.04.2012): 119.800,- € - (angestrebte) Variante 2: ganzjähriger Betrieb ab 2012: 239.600,- €/Jahr Anmerkung: u.U. Co-Finanzierung durch Universität 2. Fortsetzung Nachtbuslinie: 18.750,- € Anlagen: Anhang (Abbildungen 1 bis 5)
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